Ratinganalyse

Die Visitenkarte

Grundsätzlich besteht ein Rating aus zwei maßglichen Komponenten:

1.                 1. quantitativer Teil

2.                 2. qualitativer Teil.

 
Bei 1. handelt es sich vor allem um die Interpretation und Verdichtung von Jahresabschlussdaten und Prognosen zu einem homogenen und aussagekräftigen Zahlenblock.

Bei 2. handelt es sich vor allem um sogenannte „soft facts“, die allerdings einen erheblichen Einfluss auf das Rating ausüben. Der Kern dieses Einflusses beruht vor allem auf der Kapazität der Faktoren, die zukünftigen Jahresabschlussdaten nachhaltig zu beeinflussen.

Strittig ist die Frage in welchem Umfang genannte Faktoren in der Wechselwirkung berücksichtigt werden sollten. mosaic analysis vertritt die Ansicht, dass diese Frage in erheblichen Umfang von der individuellen Unternehmenssituation abhängig gemacht werden sollte. Zwei maßgebliche Variablen bei der Bestimmung des Kriteriensystems sind die Größe und das Wachstum des Unternehmens.

Unter der Voraussetzung, dass es sich bei dem zu analysierenden Unternehmen um ein Start-Up handelt, sollte die Gewichtung, meines Erachtens, zu Gunsten der qualitativen Faktoren ausfallen. Im Gegenteil sollten, beispielsweise bei einem DAX-30 Unternehmen, die Komponente Quantitativ bevorzugt werden. Diese Vorgehensweise beruht vor allem auf der Annahme, dass die Jahresabschlussdaten eines schnell wachsenden Unternehmens weniger aussagekräftig für die Prognose sind als relevante Konjunktur- und Branchendaten.


Ratingprozess

Aus der anteiligen Gewichtung der quantitativen- und qualitativen Faktoren ergibt sich das Rating. Auf Basis einer Zahlenreihe für die Emittenten von Unternehmensanleihen, die von 1920 bis 1999 datiert, hat Moody’s Investors Service die durchschnittliche Ausfallswahrscheinlichkeit über einen Zeitraum von acht Jahren ermittelt.

Die Anforderungen für ein Rating im A-Bereich sind sehr hoch. Daher ist wahrscheinlich, dass für einen Großteil der Kredite im Portfolio einer Bank, und daher auch für den deutschen Mittelstand, ein Rating im B-Bereich am häufigsten vorkommt. Die Grenze zwischen Baa3 und Ba1 ist die Schwelle für die Klassifizierung zwischen Investment Grade und Spekulative Grade. Diese Schwelle wird gut durch den sprunghaften Anstieg der Ausfallwahrscheinlichkeit (PD) dokumentiert. Basierend auf einem normalverteilten gewichteten Durchschnitt errechnet sich für den Zeitraum fünf Jahren im Bereich Baa1 bis Ba3 eine Ausfallrate PD (Probability of Default) von gerundet 5,7%.

Moody's

Durch Verwendung einer stark vereinfachten Bankbilanz, kann wie folgt gerechnet werden:

Ausgegebene Kredite:                                                                                      EUR 1.000.000

Gesetzlich geforderte Eigenkapitalunterlegung:                                             10%

Eigenkapital der Bank (10% von 1 Mio.):                                                         EUR 100.000

 

Bei dieser Rechnung wird rasch klar, dass die angenommene durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit von 5,7% in einem revolvierenden Fünfjahreszeitraum einen langfristigen EK-Verzehr von 57% p.a. darstellt. Trifft dies zu und der Kapitalmarkt erleidet einen Schock (z.B. die US-Immobilienkrise), kann eine externe Kapitalzufuhr rasch notwendig werden.

Dies bedeutet auch, dass die Beispielbank auf das verbleibende Kapital mindestens 6,4% p.a. erwirtschaften muss um den revolvierenden Kapitalverzehr ausgleichen zu können. Den Ausgleich von Opportunitätskosten taxiert mosaic analysis auf 5,0% p.a. (11,4%) und den Risikozuschlag der Bank auf 8% (19,4%).

Aus dieser Rechnung folgert sich, dass die Beispielbank mindestens eine 20%-ige Nachsteuerrendite erwirtschaften muss um Wert (Shareholder Value) zu schaffen. Alle Beträge unter 20% repräsentieren einen negativen NPV (Net Present Value).

Die vereinfachte Berechnung im Zusammenspiel mit den durch Moody’s dargestellten Ausfallwahrscheinlichkeiten demonstrieren sehr gut wie kritisch eine Verbesserung des Ratings über Ba1 (Investment Grade) ist.

Im Rahmen von Basel III kommen auf Banken noch stringentere Eigenkapitalhinterlegungsvorschriften zu. Daher wird es von extremer Bedeutung sein, ein kontrolliertes Kreditrisikoportfolio zu fahren und vermehrt auf ein Mittelstandsrating zu achten.

Ein Unternehmen das bereits eine strukturierte Aufarbeitung und Präsentation von allen relevanten Informationen erfahren hat, wird bei der Kreditvergabe sicherlich Vorzug gegenüber anderen erhalten. Die Transparenz der Funktionen Ertragsniveau, Risiko und Risikodeckungspotential sollte zu diesem Zeitpunkt gegeben sein und den Entscheidungsgremien die Arbeit erleichtern. 

Hinweis: Bitte beachten Sie dass diese Ausführungen auf einigen Vereinfachungen beruhen. Allerdings sind die sie aus Sicht von mosaic analysis prinzipiell korrekt und in der Praxis anwendbar.



Letzter Update: 16.06.2014